Behandlung der Parodontitis
Die Behandlung der Parodontitis ist grundsätzlich eine systematische, das heißt Mehrschrittbehandlung. Genauer gesagt handelt es sich um 4 Behandlungsphasen. Nach einer ausführlichen speziellen Befundaufnahme, in der alle Taschentiefen gemessen werden, soll in den ersten beiden Phasen zunächst die Ursache, d.h. die Infektion, eliminiert werden (sogenannte "kausale Therapiephase"). In der ggf. anschließenden 3. Phase können die durch die Infektion hervorgerufenen Defekte korrigiert werden (sogenannte "korrektive Therapiephase"). Die 4. Phase ("unterstützende Parodontitistherapie") hat das Ziel, das Ergebnis der parodontalen Behandlung langfristig zu sichern.
Die Phase-I-Behandlung, die häufig aus 3 Sitzungen besteht und von einer Dentalhygienikerin oder Prophylaxehelferin durchgeführt wird, sieht vor, die bis zum Zahnfleischsaum vorhandenen bakteriellen Auflagerungen gründlich zu entfernen und zusätzlich dafür zu sorgen, dass sich keine neuen Plaquebakterien auflagern. Darüber hinaus erfolgt eine Optimierung der häuslichen Plaquekontrolle mittels befundorientierter Mundhygieneinstruktionen. Ohne diese Maßnahmen wären alle weiteren Therapieschritte nur von kurz andauerndem Erfolg. Diese Phase wird auch als parodontale Vorbehandlung bezeichnet.
Die anschließende Phase-II-Behandlung sieht die möglichst vollständige Entfernung aller bakteriellen Auflagerungen von der Wurzeloberfläche vor und gilt damit als eigentliche nichtchirurgische Parodontaltherapie. Dieser Therapieschritt wird unter lokaler Betäubung durchgeführt und mit desinfizierenden Maßnahmen kombiniert. Auch die Beseitigung der Bakterien aus potentiellen Nischen, die ein Bakterienreservoir darstellen, gehört zu diesem Therapieschritt. Zwei bis drei Monate nach Durchführung der Phase-II-Behandlung wird der Erfolg der Behandlung durch die Aufnahme eines neuen Taschenbefunds und dessen Vergleich mit dem Ausgangbefund überprüft. Liegen keine behandlungsbedürftigen Taschen mehr vor, ist das Ziel der Parodontitistherapie erreicht und eine Nachsorgebehandlung schließt sich an (Phase IV). Dies ist in der Mehrzahl der Parodontitisfälle der Fall. Sind jedoch noch behandlungsbedürftige Resttaschen vorhanden, ist ggf. eine korrektive Therapie (Phase-III-Behandlung) angezeigt.
Die Phase-III-Behandlung besteht darin, die entstandenen Knochendefekte, die mit den noch vorhandenen Resttaschen assoziiert sind, zu beseitigen. Bei sehr tiefen Knochentaschen können unter Umständen knochenaufbauende Maßnahmen (regenerationsfördernde Therapie) zum Einsatz kommen. Bei flachen Knochentaschen wird man u.U. eine Tascheneliminierung durch Abtragung und Modellation der Knochenkrater (resektive Therapie) favorisieren. Der Erfolg der Behandlung wird - insbesondere bei knochenaufbauenden Verfahren - frühestens nach einem halben Jahr überprüft. Während dieser Zeit hat jedoch bereits die Phase IV begonnen.
Die Phase-IV-Behandlung ist die letzte Phase einer jeden Parodontaltherapie / Parodontitisbehandlung (unterstützende Parodontaltherapie). Im Sinne einer Nachsorgebehandlung ist sie der Schlüssel zum langfristigen Erfolg und soll das Ergebnis der Parodontaltherapie sichern. Diese Phase besteht aus einer regelmäßigen professionellen Zahnreinigung, bei der auch ggf. noch vorhandene Resttaschen (z.B. im ästhetisch kritischen Frontzahnbereich) ebenfalls instrumentiert werden. Die Abstände der Behandlungssitzungen sind individuell verschieden und orientieren sich am Risikoprofil des Patienten. In aller Regel betragen die Abstände im 1. Jahr nach einer Parodontitistherapie 3 Monate. Bei stabilen Verhältnissen können die Abstände in den Folgejahren schrittweise auf maximal 6 Monate verlängert werden. Die Bedeutung dieser Phase IV kann nicht genügend oft herausgestellt werden, da wir wissen, dass es ohne Durchführung dieser Phase zum erneuten Auftreten einer Parodontitis kommen kann.