Full Mouth Disinfection

Ständig wachsende Erkenntnisse über den Einfluss und die Organisation der mikrobiellen Plaque führen zu neuen Ansätzen in der Behandlung parodontaler Erkrankungen. Die Parodontitis ist eine so genannte opportunistische multibakterielle Infektionserkrankung. Das bedeutet, dass in der gesunden Mundhöhle eine Vielzahl von Bakterien vorhanden ist, welche unter normalen Umständen keine krankmachende Wirkung haben. Unter geeigneten lokalen und systemischen Bedingungen können diese Keime jedoch krankmachend werden. Einigen wenigen Bakterien spricht man aber auch Eigenschaften zu, die einem permanent krankmachenden Krankheitserreger entsprechen. Liegt eine Parodontitis vor, so haben wir es mit einem multiplen Spektrum an Bakterien (Biofilmen) zu tun, von denen einige stark pathogen (d.h. besonders aggressiv) sind und zum Teil aktiv in das Weichgewebe eindringen können. Die meisten dieser Keime haben einen durchaus infektiösen, d.h. ansteckenden Charakter. Die Neubesiedlung parodontaler Bakterien auf zuvor behandelte Wurzeloberflächen wurde in den letzten 10-15 Jahren genauer untersucht. So ist mittlerweile bekannt, dass schon wenige Wochen nach einer konventionellen Wurzeloberflächenbearbeitung die Anzahl der Bakterien in der Zahnfleischtasche wieder nahezu den Ausgangszustand erreicht, die Keime jedoch nicht so pathogen sind wie vorher. Die krankmachende Wirkung durch die erneute Etablierung stark pathogener Keime kann sich aber mitunter nach einer bestimmten Zeit wieder einstellen und damit neue entzündliche Veränderungen hervorrufen.

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Es muss also festgehalten werden, dass in bestimmten Fällen trotz Wurzeloberflächenbehandlung erneute entzündliche Aktivitäten auftreten, die auf eine erneute Infektion mit pathogenen Keimen zurückzuführen sind. Natürlich sind diese Mechanismen abhängig von der allgemeinen Abwehrlage des Patienten und von äußeren Einflüssen. In den letzten Jahren hat man nach wirksamen Strategien gesucht, die genannten Neuinfektionen zu verhindern und damit das Behandlungsergebnis zu stabilisieren. Dazu gehört einerseits eine engmaschige Nachsorgebehandlung ("unterstützende Parodontitistherapie"), aber auch neue etablierte Konzepte wie die sogenannte "Full Mouth Disinfection".

Was ist die "Full Mouth Disinfection"?

Die "Full Mouth Disinfection" (FMD) ist eine Kombination aus der eigentlichen nichtchirurgischen parodontalen Behandlung mit einer pharmakologischen Begleittherapie nach einem speziellen Konzept, mit welchem die Neuinfektion der behandelten Taschen verhindert werden soll. Das Konzept besteht im Wesentlichen aus vier Pfeilern:

1. Nach einer parodontalen Vorbehandlung wird - im Gegensatz zur konventionellen Therapie - die Wurzeloberflächenbehandlung aller Taschen innerhalb von 24 Stunden durchgeführt, um eine Kreuzinfektion der Bakterien aus den noch nicht behandelten Regionen in die bereits behandelten Zahnfleischtaschen zu vermeiden.

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Es muss also festgehalten werden, dass in bestimmten Fällen trotz Wurzeloberflächenbehandlung erneute entzündliche Aktivitäten auftreten, die auf eine erneute Infektion mit pathogenen Keimen zurückzuführen sind. Natürlich sind diese Mechanismen abhängig von der allgemeinen Abwehrlage des Patienten und von äußeren Einflüssen. In den letzten Jahren hat man nach wirksamen Strategien gesucht, die genannten Neuinfektionen zu verhindern und damit das Behandlungsergebnis zu stabilisieren. Dazu gehört einerseits eine engmaschige Nachsorgebehandlung ("unterstützende Parodontitistherapie"), aber auch neue etablierte Konzepte wie die sogenannte "Full Mouth Disinfection".

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4. Letztendlich sollte auch eine Partnerbehandlung stattfinden, falls der Partner auch eine behandlungsbedürftige Parodontitis hat. Da es sich bei der Parodontitis - wie beschrieben - um eine Infektionserkrankung handelt, ist durch den nicht behandelten Partner ebenso eine potentielle Infektionsquelle gegeben.

Welche Vorteile bietet die "Full Mouth Disinfection"?
Im Gegensatz zur alleinigen Wurzeloberflächenbehandlung aller Taschen innerhalb von 24 Stunden ("Full Mouth Rootplaning"), welche in einigen Publikationen fälschlicherweise der Originalmethode der "Full Mouth Disinfection" gleichgesetzt wurde und keinen bzw. nur einen geringen Vorteil zu bringen scheint, gibt das Gesamtkonzept der FMD unter Einbeziehung aller therapeutischen Pfeiler (siehe oben) durchaus mehrere Vorteile: Bei schweren Parodontitiden sind nach Durchführung einer FMD effektivere Reduktionen der Taschentiefen und eine größere Reduktion der pathogenen Bakterien zu erwarten als nach konventioneller Behandlung. Dies wurde in diversen Studien zur FMD demonstriert. Das Therapieergebnis kann nach solchen Verfahren nachhaltiger erhalten bleiben. Häufig reduziert sich damit auch die Notwendigkeit für spätere chirurgische Eingriffe. Darüber hinaus ist mittlerweile auch ein positiver Einfluss auf die Allgemeingesundheit bekannt. Die Parodontitis gilt mittlerweile als ein potentieller Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen, da die Bakterien und die Entzündungsprodukte einer Parodontitis über den Blutkreislauf schädigende Einwirkungen auf die Gefäße nehmen können. Das Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall infolge von Parodontitis zu erleiden, kann mit der systematischen und möglichst nachhaltigen Behandlung der Parodontitis gesenkt werden. Für eine intensive parodontale Behandlung im Sinne der FMD ist darüber hinaus bekannt, dass nach FMD die Elastizität der Gefäße signifikant erhöht und damit das Risiko für eine Atherosklerose signifikant stärker reduziert wird als nach konventioneller Therapie. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die FMD ein modernes Konzept zur nichtchirurgischen Parodontaltherapie darstellt, welches - sofern all seine Bestandteile konsequent beachtet werden - günstigere Therapieergebnisse als nach konventioneller Parodontitistherapie erwarten lässt. Das Konzept der FMD ist daher integraler Bestandteil der in unserer Praxis durchgeführten systematischen Parodontaltherapie.

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